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Einige Nivicole Myxomyzeten, die in den Hochvogesen vorkommen

 

Einige Arten kommen nur während der Schneeschmelze, auf der Vegetation oder dem Boden im Schmelzwasserbereich vor. Ihr Plasmodium ernährt sich von Bakterien, welche in der Wasserschicht zwischen Boden und Schneedecke leben. Die Fruchtkörper entstehen meist noch unter der Schneedecke, während dieser beginnt zu schmelzen.

Es müssen bestimmte Bedingungen herrschen, um das Vorkommen dieser Arten zu ermöglichen: Die Schneedecke muss eine bestimmte Dicke erreichen, der erste Schneefall muss vor dem ersten starken Frost eintreffen, es muss für mindestens drei aufeinanderfolgende Monate Schnee liegen, es darf während des Herbstes keine zu große Trockenphase gegeben haben damit der Boden genug Grundfeuchte aufweist, die Temperatur muss in etwa bei 0 °C liegen. Nur dann kommt es zu Induktion der Sporenkeimung und der Bildung der Fruchtkörper. (BORG DAHL & al. 2018, KRYVOMAZ & al. 2017, POULAIN & al. 2011, RONIKIER & al. 2010).

In den Vogesen sind diese Bedingungen nicht sehr häufig gegeben, außer in Gebieten welche über 1000 üNN. liegen, wie zum Beispiel nahe des Gipfels Ballon des Vosges oder dem Gebiet um Hohneck. Darüber hinaus kommt es vor, dass die Schneedecke in einigen Jahren nicht die notwendige Dicke erreicht, dass der Frost zu früh eintrifft oder dass dem Schnee eine Trockenperiode vorrausgeht. Aus dem Grund sind die nivicolen Schleimpilzarten nicht jedes Jahr vorzufinden.

G Ballon mai 2009
Ein günstiges Habitat für das Vorkommen von nivicolen Schleimpilzen, Grand Ballon, Mai 2009.

In der Vergangenheit wurden kaum Beobachtungen von Myxomyzeten in den Hoch Vogesen dokumentiert. Wir sind auf nur zwei Erwähnungen gestoßen:

  • Eine Veröffentlichung der Botanischen Gesellschaft Frankreichs, in welcher drei nicht nivicole Arten erwähnt werden: M. René Henry (1924) Über die Anwesenheit einiger Myxomyzeten in den Vogesen, Veröffentlichung der Botanischen Gesellschaft Frankreichs, 71: 2, 256 -257, DOI: 10.1080 / 00378941.1924.10836929.
  • Eine Arbeit von Bruno CHAMBREY von der Fakultät für Pharmazeutische und Biologische Wissenschaften Nancy, aus dem Jahre 1994: Vorkommen und geografische Verteilung von Myxomyzeten im Nordosten Frankreichs und dem Großherzogtum Luxemburg. Diese Arbeit wurde uns freundlicherweise von unserem Freund Jean-Paul MAURICE, einem Apotheker und Mykologe der Mykologischen Gesellschaft Lothringens, zur Verfügung gestellt. Hierfür möchten wir ihm an dieser Stelle danken.

Lassen Sie uns nun auf die Arbeiten eingehen welche gut dokumentiert sind. 179 Arten wurden von dem Naturforscher Yves Renaud beschrieben, illustriert und im Gebiet kartiert, welches Luxemburg und der aktuellen Region „Grand Est“ entspricht. Die vom Autor genannten Quellen sind:

  • Veröffentlichungen lokaler Naturforscher, meist in Form von Exkursionsberichten
  • Allgemeine Arbeiten

Als Beispiel ein Auszug aus Bruno Chambreys These, ein Steckbrief der Art Enerthenema papillatum:

Thèse 1 Thèse 2

Nivicole Myxomyceten werden in seiner These jedoch nicht behandelt. Hierzu zitieren wir Seite 23: „Damit nivicole Myxomyceten sich entwickeln können, muss ein über drei Monate andauernder ausreichender Schneefall gewährleistet sein. In den Vogesen, den Ardennen oder den Doubs wäre es demnach möglich sie vorzufinden. Es sollten sich einige Spezialisten dieser Protisten, diesem Thema in den genannten Gebieten widmen. Sind Physarum alpinum, P. limonium* und Trichia erecta*, welche im oberen Jura vorkommen, nicht auch im nördlichen Teil des Gebirges oder in den Vogesen zu vorzufinden?

*: P. limonium (jetzt P. auriscalpium) und T. erecta sind keine nivicolen Arten.

Daher ist uns klar, dass in der Vergangenheit keine weiteren Beobachtungen oder Funde von nivicolen Myxomyceten Teil der Veröffentlichung waren.

Außerdem konsultierten wir das Myxomyceten Herbarium von Rostafinski, sowie die Sammlung von Henri Chermezon am Institut für Botanik in Straßburg, wurden aber nicht fündig.

Einige Mykologen berichten uns jedoch über ihre mehr oder weniger vereinzelten Funde. Uns sind Beobachtungen von Marianne Meyer (9 Nivicole Arten im Jahr 2006) und von Myryam de Haan (17 Arten, darunter 11 nivicole Arten im Jahr 2011) bekannt. Die Sammlungen von Jacqueline Borries und Marianne Meyer wurden zusammengelegt, das Herbarium umfasst 20 Arten und eine Variation aus den Jahren 1999 bis 2004.

Wir haben 2005 mit unserer Forschung begonnen. Insgesamt konnten wir 21 Arten und zwei Variationen beobachten, welche in vier Familien und acht Gattungen unterteilt sind. 15 davon sind unten beschrieben und über die Links zugänglich.

Didymiaceae :
Diderma alpinum 

Diderma meyerae 
Diderma microcarpum 
Diderma niveum
Didymium dubium 
Lepidoderma aggregatum

Lepidoderma chailletii 

Physaraceae :
Physarum albescens 
Physarum alpestre 
Physarum vernum 

Trichiaceae :
Dianema nivale 
Trichia alpina

Stemonitidaceae :
Lamproderma arcyrioides 
Lamproderma echinosporum
Lamproderma lycopodiicola

Lamproderma ovoideum
Lamproderma ovoideoechinulatum
Lamproderma piriforme (illustriert durch eine Ernte aus den Pyrenäen)
Lamproderma pseudomaculatum 
Lamproderma pulveratum 
Lamproderma sauteri
Meriderma aggregatum

Meriderma carestiae
Meriderma carestiae var. retisporum for. macrosporum
Meriderma carestiae var. retisporum for. retisporum
Meriderma spinulosporum

Bibliografie :

- BORG DAHL M., SHCHEPIN O., SCHUNK C., MENZEL A., NOVOZHILOV Y. K. & SCHNITTLER M. 2018.  A four year survey reveals a coherent pattern between occurrence of fruit bodies and soil amoebae populations for nivicolous myxomycetes
SCIENTIFIC REPORTS | (2018) 8:11662 | DOI:10.1038/s41598-018-30131-3

- KUHNT A. 2011. Lamproderma lycopodiicola und L. Nordica (Myxomycetes, Stemonitales), zwei neue nivicole Arten. Z. Mykol. 77/1 : 71-88

- KRYVOMAZ T. & STEPHENSON S. L. 2017. Preliminary evalution of the possible impact of climate change on myxomycètes. Nova Hedwigia Vol. 104 (2017) Issue 1–3, 5–30

- POULAIN M., MEYER M. & BOZONNET J. 2011. Les myxomycètes. FMBDS. Sévrier.

- RONIKIER A. & RONIKIER M. 2009. How ‘alpine’ are nivicolous myxomycetes? A worldwide assessment of altitudinal distribution. Mycologia, 101(1), 2009, pp. 1–16. DOI: 10.3852/08-090

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